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Nimmt das Glitzer-Verbot der EU dem Kanaren-Karneval seinen Glanz?


Im Kampf gegen Mikroplastik hat die EU unter anderem Glitzer aus Kosmetik verbannt. Das hat auch Auswirkungen auf den Karneval der Kanaren. "Es wird ein Davor und Danach geben", heißt es.

Von Juan Martín Lesedauer: 3 Minuten

Egal ob an den Stränden der Kanarischen Inseln oder im Schnee auf Teneriffas Teide: Mikroplastik ist überall. Doch aus dem Karneval wird es künftig verbannt. Denn die EU-Kommission hat im Kampf gegen die Partikel unter anderem Glitzer in Kosmetik verboten. Und das hat Folgen für den Karneval auf den Kanaren.

Der Karneval auf Teneriffa gilt als zweitgrößter der Welt. Er ist laut, rhythmisch und sehr, sehr bunt. Farben und Glitzer gehören dazu. Genau wie Samba und Tanz. Doch es wird ein Davor und ein Danach geben. Das ist bereits aus dem Umfeld des Karnevals zu hören.

Gemeint ist das Glitzerverbot. Denn rund um den Karneval auf den Kanarischen Inseln gibt es diverse Ausscheidungs-Wettbewerbe. Einige werden sogar live im Fernsehen übertragen. Dafür, aber auch für die großen Umzüge, werden professionelle Maskenbildner gebucht. Und die sehen Probleme auf sich zukommen.

Mikroplastik-Verbot soll Umwelt entlasten

Agustín Suárez ist fester Bestandteil des Karneval auf den Kanarischen Inseln. Sie ist nicht nur professionelle Maskenbildnerin, sondern nimmt selbst am bunten Treiben teil. Sie sagt Prensa Iberica: “Es wird ein Vorher und Nachher geben.”

Der Grund klingt plausibel: Viele der bisher verwendeten Materialien sind mikroskopisch klein und gelten als schwer abbaubar. Entsprechend wird Mikroplastik inzwischen sogar in Fischen nachgewiesen und schafft es so bis in den menschlichen Organismus.

Kanaren-Karneval fühlt sich von Glitzer-Verbot der EU getroffen

Seit der Massenproduktion in den 1950er-Jahren war Kunststoff durchgehend auf dem Vormarsch. Und der endete jäh. Denn die EU verabschiedete am 25. September aus Gründen des Umweltschutzes und der Gesundheit eine Verordnung. Die untersagt die Herstellung von Produkten, denen absichtlich Mikroplastik beigemischt wird. Auf diese Weise solle die Umweltverschmutzung bis 2030 um 30 Prozent reduziert werden.


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Auf den Kanaren bedeutet das auch ein Ende des bunten Glitzers zu Karneval und rund um Weihnachten. Zumindest in seiner bisherigen Form. Die Betroffenen zeigen sich zwiegespalten. Auch die Maskenbildnerin sieht den Umweltaspekt. Gleichzeitig gehört der bunte Glitzer für sie zum Karneval dazu.

Karneval auf den Kanaren: Glitzer-Makeup für 50 Cent wird es nicht mehr geben

Immerhin gibt es biologisch abbaubare Alternativen. Doch bisher gab es die Glitzer-Schminke schon für 50 Cent pro Fläschchen. Und diese Zeiten sind vorerst vorüber. Für Teilnehmende und Organisatoren. Denn insbesondere für Dekoration werden große Mengen benötigt.

An der Universität La Laguna (ULL) wird seit Jahren zum Thema geforscht. Dort wird unter anderem bestimmt, welche Art Mikroplastik an welchen Teilen der Kanaren zu finden sind. An der ULL will man die These, Mikroplastik sei schlecht für den Menschen, nicht uneingeschränkt bestätigen. Allerdings ausschließlich aus dem Grund, dass es bisher zu wenig Studien dazu gebe. Persönlich glauben die Forscher schon daran.

Javier Hernández Borges, Professor für Analytische Chemie und Doktor der Chemie an der ULL, weiß: “Es ist bekannt, dass Kunststoff selbst das Wachstum bestimmter Pflanzen beeinträchtigt, indem er ihre normale Entwicklung verhindert und die Eigenschaften oder die Dichte des Bodens verändert. Bei bestimmten Tieren beeinträchtigt es sogar deren Fortpflanzung. Es gibt also negative Auswirkungen auf die Umwelt.”

Kanaren-Forscher begrüßt Ende von absichtlich beigemischtem Mikroplastik

Die Gesetze für das Ende absichtlich beigemischten Mikroplastiks begrüßt der Wissenschaftler ausdrücklich. Und aus Brasilien wird bereits seit rund fünf Jahren biologisch abbaubarer Glitzer auf basis von Algen und Mineralien angeboten.

Marta Etala gehört zu den Anbieterinnen. Sie wollte nicht nur etwas für due Umwelt tun, sondern sieht insbesondere bei Menschen mit Hautproblemen große Vorteile. Denn die natürlichen Zusatzstoffe würden viel weniger Hautreizungen hervorrufen, preist die Herstellerin ihre natürlichen Ersatzstoffe an.

Auch wenn der erste Aufschrei der Branche laut war, so sind die Alternativen längst da. Wer also nicht für die Umwelt Mehrkosten in Kauf nehmen möchte, lässt sich vielleicht mit der besseren Verträglichkeit locken.

Hernández fasst die Neuerung knapp zusammen: Der Mikroplastik-Forscher auf Teneriffa sagt: Die Geschwindigkeit, mit der die EU vorgegangen ist, sei “auffallend, aber notwendig”. Ob die Karnevalisten das nach dem Zwangsstopp auch so sehen, bleibt abzuwarten.

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Juan Martín ist redaktioneller Mitarbeiter von Teneriffa News. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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