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Teneriffa will den Transrapid


Von Johannes Bornewasser Lesedauer: 3 Minuten

In Deutschland gescheitert, auf Teneriffa vor dem Comeback: Was klingt wie das Drehbuch einer Auswanderer-Doku, gilt dem Transrapid. Die deutsche Magnetschwebebahn könnte schon bald Teneriffas Süden mit dem Norden verbinden. Das jedenfalls sind die neuesten, aus Deutschland gestützten Pläne der Inselregierung.

Demnach seien “die Relalisierungschancen außerordenlich hoch”, wie das deutsche Bundesverkehrsministerium über seinen Sprecher Rainer Bomba nach einem Treffen mit Teneriffas Präsident Ricardo Melchior in Berlin mitteilte.

13 Stationen, 120 Kilometer

Die angedachte Strecke würde auf 120 Kilometern über 13 Stationen von Playa de las Americas im Süden über Los Cristianos den Süd-Flughafen und die Südküste bis nach Santa Cruz führen. Von dort aus fährt der Transrapid über La Laguna und den Nord-Flughafen sowie die Metropole Puerto de la Cruz weiter bis nach Los Realejos.

Die Magnetschwebebahn würde die Fahrzeit für eine Tour aus der Hauptstadt Santa Cruz ins rund 80 Kilometer entfernt liegende Las Americas von etwa einer Autostunde auf 34 Minuten trotz Halt an allen Stationen fast halbieren. Eine Schnellfahrt ohne Zwischenstopp würde sogar nur rund 24 Minuten dauern.

1,5 Milliarden Euro EU-Gelder für Transrapid

Auch die EU steht den Plänen der Kanareninsel, die eine Bauzeit von sechs Jahren vorsehen, positiv gegenüber. Seitdem eine erste Machbarkeitsstudie das Projekt grundsätzlich befürwortet, kursieren bereits Subventionssummen von bis zu 50 Prozent. Unter anderem, da die Transrapid-Technik als besonders umweltfreundlich gilt, die Betriebskosten niedrig seien und der Bau die enorme Arbeitslosenquote senken könnte, würde die EU von den geschätzten Gesamtkosten in Höhe von rund drei Milliarden Euro bis zu 1,5 Milliarden Euro übernehmen. Eine zweite Studie soll nun die Finanzierbarkeit näher beleuchten.


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Pläne für eine Zug-Verbindung seit 100 Jahren

Die genannten Vorzüge sind auch wesentliche Gründe dafür, dass der Transrapid bei Anwohnern auf weniger Gegenwehr stößt als die ursprünglich geplante Eisenbahn. Pläne für den Bau einer solchen Zug-Verbindung auf Teneriffa gibt es bereits seit mehr als 100 Jahren. Doch besonders das Gelände machte den Planern stets einen Strich durch die Rechnung. Ein Zug überwindet in der Regel nur Steigungen von bis zu vier Prozent. Auf der felsigen Vulkaninsel ist das Gelände jedoch so unterschiedlich, dass ein Zug somit nicht ohne sehr große Baumaßnahmen infrage käme. Der Transrapid dagegen überwältigt Steigungen von bis zu zwölf Prozent – und wird somit zu einer ernstzunehmenden Alternative.

Als machbar gilt das Projekt vor allem aufgrund der vom Süden in den Norden führenden Autobahn. Um keine neuen Trassen bauen, Tunnel graben und Brücken errichten zu müssen, soll der Transrapid mittig zwischen den Spuren der beiden Fahrtrichtungen über die Schnellstraße geführt werden. Die Höchstgeschwindigkeit von bis zu 550 km/h könnte der Transrapid auf Teneriffa nicht erreichen. Aufgrund mehrerer geplanter Haltestellen und den somit nur kurzen Abschnitten wird eine Höchstgeschwindigkeit von maximal 270 km/h angepeilt.

Der Energiebedarf der Magnetschwebebahn solle zu 85 Prozent über Solaranlagen abgedeckt werden, hieß es. Zudem solle der von deutschen Ingenieuren beaufsichtigte Bau die hohe Arbeitslosenquote auf Teneriffa senken und nicht zuletzt auch den Tourismus ankurbeln.

Transrapid in Deutschland gescheitert

In Deutschland war der Tansrapid, ein Gemeinschaftsprojekt von Siemens und der ThyssenKrupp Transrapid GmbH, aufgrund zu hoher Kosten gescheitert. Die Pläne für den Bau der Magnetschwebebahn entstanden bereits in den 70er-Jahren. Eine Teststrecke im Emsland wurde nach einem schweren Unfall mit mehreren Toten im Sommer des Jahres 2006 stillgelegt. Bei dem Unglück war ein Transrapid in einen auf der Strecke stehenden Werkstattwagen gerast. Die aktuell einzige Transrapidstrecke im Regelbetrieb verbindet seit dem Jahr 2004 Shanghai mit dem 30 Kilometer entfernten Flughafen.


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Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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