Die Blutbanken der Kanaren laufen leer. Außerdem fehlt Personal, um dem entgegenzuwirken. Das haben Mitarbeitende der Generaldirektion für Blutspende und Hämotherapie am Donnerstag vor dem Parlament der Kanarischen Inseln lautstark kundgetan. Sie demonstrierten gegen die kritische Lage der Kanaren-Blutbanken.
Die Protestler warnten vor einer wiederkehrenden Versorgungskrise mit Blutprodukten in den öffentlichen Krankenhäusern des Archipels. Nach Angaben der Beschäftigten gefährden das aktuelle Managementmodell und ein gravierender Personalmangel die Versorgungssicherheit.
Die Demonstrierenden forderten auf Plakaten unter anderem: „Öffentliches Gesundheitssystem ohne Kürzungen oder Privatisierungen“. Außerdem zu lesen waren dort: „Blutbank der Kanaren in der Krise“ und „Ohne Blut keine Operationen“. Jetzt droht ein politischer Streit:
Kanaren-Blutbanken: „Sind auf die USA angewiesen“
Mehrere Beschäftigte machten vor dem Parlament auf Missstände aufmerksam und verlangten von Regierungschef Fernando Clavijo ein Eingreifen. Sie kritisierten, dass das Dekret zur Eingliederung von Personal und Institution in den Kanarischen Gesundheitsdienst seit dem 1. Januar nicht umgesetzt worden sei.
Daniel Quintero, Vorsitzender des Betriebsrats am Institut für Blutspende und Hämotherapie in Santa Cruz de Tenerife, erklärte, seit dem Wechsel zum SCS seien rund 1300 Blutbeutel weniger gesammelt worden. Grund dafür sei ein Personalabbau um 60 Stellen seit Jahresbeginn.
Diese Reduzierung um 30 Prozent der Belegschaft habe die Blutspendeaktionen um 30 bis 50 Prozent verringert und die Versorgung insgesamt dramatisch verschlechtert. Auch Transplantationen wie eine Lungenverpflanzung mussten bereits verschoben werden, hieß es.
Auf den Kanaren fehlen fast alle Blutgruppen
Quintero von der Gewerkschaft CCOO wies die Aussage von Iván Santiago Falcón, Direktor für Blutspende und Hämotherapie beim SCS, als „hinterhältige Lügen“ zurück. Falcón hatte den Rückgang der Spenden damit begründet, dass weniger Menschen ihr Blut hergeben würden.
Quintero sagte, dass die Blutbanken auf den Kanaren nur noch über geringe Vorräte verfügen würden: „Wir sind auf Plasma aus den USA angewiesen, haben die Sammlungen eingestellt, 1300 Beutel verloren und die öffentliche Einrichtung sagt uns, es wird noch schlechter.“. Besonders kritisch sei die Lage bei den Blutgruppen 0-, A-, B-, AB-. Allerdings gingen auch die häufigeren Gruppen A+ und 0+ zur Neige.
Mehrere Kanaren-Inseln haben kaum noch Blutspende-Aktionen
Der Gewerkschafter hob hervor, dass der Personalmangel gravierende Folgen habe. Auf La Gomera, La Palma und El Hierro habe es seit Dezember 2024 keine Blutspendeaktionen mehr gegeben. In der Provinz Las Palmas, also auf den östlichen Kanaren-Inseln, übernähmen Beschäftigte Doppelschichten, um Sammlungen auf Lanzarote und Fuerteventura nicht ausfallen zu lassen. Zudem kritisierte er ausstehende Zahlungen für Überstunden, Zuschläge und Bereitschaftsdienste, auch für das laufende Jahr.
Das derzeitige „improvisierte und intransparente“ Management habe die Situation weiter verschärft. Die Versorgung transfusionsbedürftiger Patienten, insbesondere von Krebspatienten, sei gefährdet. Mit Beginn der Sommerferien und dem Ausfall von Personal und Spendern drohe eine weitere Verschlechterung der Lage.
Quintero forderte abschließend ein Eingreifen von Regierungschef Fernando Clavijo. Dieser müsse auf die verschärfte Situation reagieren und Verantwortung übernehmen.
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„Hinterhältige Lügen“: Streit um leere Blutbanken auf den Kanaren
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