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Kanaren: Flüchtlinge reisen acht Tage auf riesigem Schiffs-Ruder


Zwei Flüchtlinge wollen Europa auf dem Ruder eines riesigen Containerschiffs erreichen. Von dort aus werden sie Zeugen einer anderen Migranten-Rettung. Dann entdeckt man auch sie.

Von Juan Martín Lesedauer: 3 Minuten

Zwei junge Männer liegen auf dem Ruderblatt eines riesigen Containerschiffs. Es ist auf dem Atlantik unterwegs und bringt Waren aus Afrika nach Europa. Als Blinde Passagiere wollen die Männer Europa erreichen. Ausgerechnet dieses Containerschiff wird dann zur Bergung eines anderen Flüchtlings-Bootes beordert.

Als der Motor gedrosselt wurde, dachten der 18- und der 22-Jährige aus Nigeria, dass sie endlich einen Hafen erreicht hätten. Doch der Rundum-Blick zeigte ihnen schnell, dass sie sich nach acht Tagen beschwerlicher Fahrt noch immer auf hoher See befanden.

Grund für den 275-Meter-Dampfer, mitten auf dem Atlantik zu stoppen, war ein Flüchtlingsboot. Die MSC Marta wurde von der Seenotrettung gebeten, das Boot mit 78 Menschen an Bord zu schützen. Was die Flüchtlinge auf dem Boot nicht wissen: Auf dem Ruder des Schiffs liegen zwei andere Migranten, die ebenfalls Europa erreichen wollen.

Containerschiff schützt Flüchtlingsboot vor den Kanaren

132 Kilometer vor der Küste Gran Canarias wird die MSC Marta gebeten, wegen des Flüchtlingsboots zu stoppen. Ziel des Containerschiffs ist der Hafen Gran Canarias. Doch mitnehmen kann der Ozeanriese das Boot und seine Insassen nicht. Dafür ist der Höhenunterschied zu groß und eine Bergung zu gefährlich.

Und so wurde der Kapitän gebeten, das Boot mit der Flanke seines Schiffs vor Wind und Wellen zu schützen. Rund anderthalb Stunden habe es gedauert, bis die Küstenwache eintraf und sich der Flüchtlinge annahm. Dann konnte auch das Containerschiff seinen Weg fortsetzen.

Von Nigeria zu den Kanaren – auf dem Ruder eines Containerschiffs

Im Hafen von Gran Canaria angekommen, werden die beiden Männer entdeckt. Später werden sie berichten, im Hafen von Lagos in Nigeria auf das Ruderblatt geklettert zu sein.


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Laut öffentlich einsehbarer Daten war das Schiff dort am 2. Juli aufgebrochen. Zwei Tage später lief es in Lomé, der Hauptstadt Togos, ein. Über Gran Canaria geht die Reise weiter nach Gioia Tauro in Süditalien.

Erneut reisen Flüchtlinge auf dem Ruder eines großen Schiffes nach Europa

Entdeckt wurden die Männer erst im Hafen der Kanaren-Insel. Gegen 22.10 Uhr bemerkten Arbeiter die Blinden Passagiere. Nur mit einem Schlauchboot konnten sie geborgen werden.

Zwischen dem Ruderblatt und dem Schiffsrumpf war so wenig Platz, dass sie nur liegen konnten. Aufrecht zu sitzen oder gar zu stehen, war unmöglich. Ein Polizeisprecher bestätigte inzwischen, dass die beiden jungen Männer ins Krankenhaus gebracht wurden.

Bereits am 17. Juni wurden zwei Männer von der Elfenbeinküste auf dem Ruderblatt eines anderen Containerschiffs, der MSC Shaula, entdeckt. Am 28. November gab es einen ähnlichen Fall mit drei weiteren Nigerianern auf dem Öltanker Alithini II. Sie haben in der Zwischenzeit internationalen Schutz aus humanitären Gründen in Spanien beantragt.

Flüchtlingsboot erreicht nach 15 Tagen die Kanaren – sieben Verletzte

Was mit den zwei Nigerianern von der MSC Marta geschieht, ist derzeit noch unklar. Während sie zunächst im Krankenhaus Doctor Negrín in Las Palmas de Gran Canaria behandelt werden, liegt das Schiff weiter im Container-Hafen der Kanaren-Insel.

Die Männer wurden unfreiwillige Zeugen der Rettungsaktion der anderen Asylsuchenden. Unter den 78 Personen befanden sich sieben Minderjährige und sechs Frauen. Sie stammen aus Bargny im Senegal, südlich der Sahara.

Das Flüchtlingsboot war 15 Tage auf See gewesen. Nur sieben Insassen mussten aus medizinischen Gründen ins Krankenhaus gebracht werden. Sie alle hoffen nun auf Asyl in Europa.

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Juan Martín ist redaktioneller Mitarbeiter von Teneriffa News. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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