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Kataströphchen auf Teneriffa: Für eine Handvoll Betroffenheit


Wie ist das eigentlich, wenn man sogar für die letzte Belanglosigkeit Lob oder Beileid im Netz erfährt - und dann tatsächlich einmal etwas nicht nach Plan verläuft? Keine Sorge: Die deutschen Medien verraten es Ihnen! Ein Kommentar.

Von Johannes Bornewasser Lesedauer: 4 Minuten

Na das war ja eine Meldung! Aber keine Sorge: Am Ende ist doch nochmal alles gut gegangen. Puh! Sie fragen sich, wer oder was da so knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt ist? Na, wie erklärt man das am besten?

Stellen Sie sich vor, Sie waren mal berühmt. Also so berühmt, wie man das heutzutage eben sein kann. Sie haben also mal Aufmerksamkeit in einem Massenmedium erhalten. Durch eine Castingshow, zum Beispiel. Deshalb auch das Präteritum (für alle Fans des Besagten Sternchens: Das ist die Vergangenheitsform).

Denn Castingshows haben eins gemeinsam: Wenn wirklich mal eine Gewinnerin oder ein Gewinner bekannt bleibt, ist das die eigentliche Sensation.

Dieses Video zeigt: So leicht wird man 2022 Influencer:

Eine Ex-Castingshow-Kandidatin also hat den Weg nach Teneriffa gewagt. Und da passierte es dann. Dabei hatte alles so schön begonnen: Bei Instagram durften alle Anhängerinnen und Anhänger noch erfahren, dass man sich “auf eine unvergessliche Zeit” freue.

Doch diese Freude war schnell dahin. Denn auf Teneriffa war es dann passiert. Also eigentlich nichtmal da. Denn der Fauxpas ist eines jener Kataströphchen, die ja gar nicht am Zielort, sondern schon beim Abflug passieren. Es ist nur das Ziel, an dem man es feststellt und dann eben etwas verloren herumsteht. Also zumindest als Instagram-Model.

Das freilich muss erklärt werden. Denn was passiert nach der Kurz-Karriere als Castingshow-Kandidat/in eigentlich immer? Richtig! Die Karriere als Internet-Influencer/in startet fast schon automatisch. Dort ist es möglich, weiterhin talentfrei zu überleben.


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Wieso nun talentfrei? Bevor – was ein stets normaler Reflex ist wenn die Angebetete nicht ausschließlich hofiert wird – ein “Shitstrom” losgetreten wird, also eine Internet-Hetzjagd gegen die kritisierende Person, sollte schnell erklärt werden, warum denn nun das Talent infrage gestellt wird: Wer sich von einer Jury im deutschen Free-TV die Gesangstauglichkeit attestieren oder absprechend lässt und dennoch plötzlich nicht mehr hauptberuflich singt, war dann wohl doch nicht ganz so erfolgreich. Ergo: doch irgendwie nicht ausreichend talentiert.

Und für eben jene Menschen sind die Sozialen Medien ein Tummelplatz. Nach der gescheiterten Karriere im Wunschbusiness versucht man sich also als Person des öffentlichen Lebens im Netz. Und wenn solch öffentlichen Personen – sagen wir mal – 1,8 Millionen Menschen vom einstigen TV-Format zu Instagram folgen, muss gar kein normaler Job mehr erledigt werden.

Richtig arbeiten? Wäre ja noch schöner! In solchen Sphären nämlich bekommen die Menschen ihren Luxus gestellt. Hauptsache, sie halten das Produkt, das einlandende Hotel oder den aufwendig getunten Wagen ausreichend oft und groß in die Kamera. Und schwupps ist der Alltag bezahlt. Das übrigens reicht oft nicht nur eben so, sondern für ein Leben in Saus und Braus.

Um sich von all den Strapazen des permanenten Postens neuer Beiträge im Netz zu erholen, macht manch Influencer/in gern Urlaub. Und in den muss natürlich allerhand Kram mitgenommen werden. Das wollen die Werbepartner so. Wer von Instagram lebt, muss im Urlaub schließlich mehrere Dutzend Outfits und/oder Produkte pro Woche präsentieren.

Um jetzt also wieder zum Anfang zurückzufinden: Es ist schon blöd, wenn eben diese Outfits nicht am Urlaubsort ankommen. Dann nämlich beginnt die eigentliche Strapaze: Man muss shoppen gehen. Selber. Und das, wenn es ganz schlecht läuft, sogar am heiligen Sonntag.

Eben jenes Schicksal ereilte unser Ex-Castingshow-Jetzt-Influencer-Sternchen. Und natürlich durften (oder mussten) das alle Fans miterleben. Mit den Worten “echt Kacke” wurde ihnen indirekt erklärt, warum’s jetzt erstmal Essig ist mit neuen tollen Urlaubsfotos.

Denn das vom Flug durchgeschwitzte Outfit war ja schon im Beschwerdevideo zu sehen. Ein zweiter Beitrag in gleichen Klamotten? Das ist im Influencer-Business ein so genanntes NoGo, ein zu verhindern Fehler also, klar! Und damit war der durchchoreographierte Urlaubs-Alltag plötzlich in Gefahr. Kein Wunder also, dass Sternchen und Fans gleichermaßen leiden mussten.

Und damit das auch wirklich jeder mitbekam, wurde deutschlandweit umfassend über eben jene Katastrophe berichtet. Was ist der Krieg in der Ukraine, was das Sterben in Katar für eine Fußball-WM, wenn ein Instagram-Star ein paar Tage auf seine fünf (!) Koffer warten muss?

Doch zum Glück befinden sich die Kanaren zwar ein paar Tausend Kilometer weit weg, dann aber eben doch nicht hinterm Mond. Und so kann dort alles eingekauft werden, was im Alltag so gebraucht wird. Im Gegensatz zur eigenen Bubblegum-Welt daheim, muss man hier aber höchstpersönlich ins Geschäft – und am Ende sogar selbst bezahlen.

Was als Problem umfangreich inszeniert war, wurde dann nach seiner Lösung auch kurz wieder klargestellt. Denn natürlich hat das arme Ex-Pop-Sternchen in Spe die Koffer längst zurück. Und auch das tränendrüsenreich in die Öffentlichkeit gerückte Kind darf nun endlich die bereits verschollen geglaubte Milch aus dem Gepäck-Harem ganz in Ruhe schnabulieren. Eine “News”, die natürlich ebenfalls den Weg bis in die Medien fand. Nicht auszudenken, diese Knaller-Meldung wäre untergegangen.

Wir wünschen einen schönen Urlaub auf Teneriffa! Und wenn Sie sich nun fragen, wem denn eigentlich, sei Ihnen gesagt, dass das wirklich rein gar nichts zur Sache tut. So ist das eben mit den Kurzzeit-Sternchen und ihren Post-Castingshow-Social-Media-Karrieren. Sie sind – insbesondere in solchen Zeiten – einfach zu belanglos, um beim Namen genannt zu werden. Es wäre schön, deutsche Medien, die solche “Nachrichten” aktuell reflexartig breittreten, würden das begreifen und endlich damit aufhören, dieses Geschäft weiter anzukurbeln.
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Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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