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Wunderschöne Todesfalle: So gefährlich können Natur-Pools der Kanaren sein


Eine Welle genügt und wie aus dem Nichts beginnt ein Kampf ums Überleben. Das zeigt einmal mehr ein aktueller Fall auf den Kanarischen Inseln. Warum die Meerwasser-Schwimmbecken so oft unterschätzt werden und was sie so gefährlich macht.

Von Juan Martín – Lesedauer: 4 Minuten

Sie sind wunderschön, können jedoch blitzartig zur Todesfalle werden: Die Naturschwimmbecken der Kanarischen Inseln ziehen Einheimische und Touristen gleichermaßen an. Denn sie versprechen natürliches Badevergnügen in kristallklarem Meerwasser. Doch die Charcos sind nicht zu unterschätzen.

Sobald das Meer etwas rauer wird, werden die überwachten Meerwasser-Pools geschlossen. Doch das ist nur ein Bruchteil der Charcos. Und selbst bei gutem Wetter kann es vorkommen, dass sich wie aus dem Nichts eine hohe Welle bildet. Jeder fünfte Todesfall durch Ertrinken auf den Kanarischen Inseln ereignet sich in einem der Natur-Schwimmbecken.

Rund 500 solcher Charcos sind auf den Kanaren bekannt. Auch bei Los Gigantes gibt es einen solchen Natur-Swimmingpool. Kurzlich ereignete sich dort ein schwerer Unfall. Wie aus dem Nichts schwappte eine große Welle in den Pool und riss sieben Personen mit sich.

Zum Glück wurden die Schwimmer nur gegen eine Felswand gedrückt und nicht ins Meer hinausgespült. Oft enden solche Zwischenfälle tödlich. In diesem Fall hatten die Badegäste Glück und kamen mit Verletzungen davon. Einer von ihnen erlitt eine schwere Kopfverletzung, einer ein Brusttrauma und andere kamen mit offenen Wunden an Armen und Beinen davon. Laut Rettungsdienst sei es Glück gewesen, dass niemand ums Leben kam.

Tancón-Höhle auf Teneriffa: Viele Todesfälle trotz Badeverbot

Unweit dieses Natur-Pools liegt die Höhle El Tancón. In den vergangenen fünf Jahren kamen dort mindestens sechs Menschen ums Leben. Zudem mussten zahlreiche Schwimmer vor dem Ertrinken gerettet werden, nachdem sie von den Wellen gegen die Felsen gedrückt und verletzt worden waren.

Die Cueva del Tancón in der Gemeinde Santiago del Teide sieht wunderschön aus. Doch die Strömungen darin sind lebensgefährlich. Rettungstaucher, die dort Leichen bergen mussten, vergleichen sie mit einer Waschmaschine im Schleudergang.


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Mehr Todesfälle durch Ertrinken auf den Kanaren

Im Jahr 2022 kamen schon bis Ende November 66 Personen durch Ertrinken ums Leben. Das waren zwei Todesfälle mehr als im gesamten Jahr 2021. Allein im November kamen 16 Todesfälle hinzu. Besonders im Winter gilt der Atlantik als unberechenbar. Jeder fünfte tödliche Unfall ereignete sich in einem der Meerwasser-Schwimmbecken.

Experten sehen Leichtsinn als großen Teil des Problems. So ist beispielsweise in der Tancón-Höhle das Baden streng verboten. Dennoch gibt es immer wieder Wagemutige, die alle Hinweise ignorieren. Eine ähnliche Stelle ist die Mole von Puerto de la Cruz, die regelmäßig von meterhohen Wellen überspült wird. Doch viele Touristen sehen sie nicht als Gefahr, sondern als Fotokulisse:

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Immer wieder bringen sich Menschen für den vermeintlich perfekten Urlaubs-Schnappschuss in Gefahr. Die Zahl der Ertrunkenen auf den Kanaren steigt. Foto: Ulrike Bornewasser

Vier Fehler, die insbesondere Touristen oft das Leben kosten

Das Informationsportal “1500 km de Costa” beschäftigt sich mit Todesfällen durch Ertrinken. Und mit Prävention. Den Namen erhielt das Portal aufgrund der Gesamtsumme aller Küstenkilometer der Kanarischen Inseln. Die Experten sehen im Wesentlichen vier Gründe für den Tod durch Ertrinken.

So glauben viele Schwimmer, sie seien in den Naturwasser-Pools sicher vor Strömungen. Und genau das sei ein bisweilen tödlicher Trugschluss. Denn große Wellen können zur Todesfalle werden. Wird ein Badegast durch eine Welle gegen einen der Felsen gedrückt, können schwere Verletzungen oder Bewusstlosigkeit mit Todesfolge eintreten.

Außerdem können die Wellen einen Badenden aufs offene Meer hinaus spülen. Zudem könne Panik die Folge sein, die oft ebenfalls tödlich endet, da durch sie schnell sämtliche Energie verbraucht wird.

Und schließlich gibt es noch das “Wrong Hero”-Syndrom. Es beschreibt Menschen, die einen Ertrinkenden sehen und aus Reflex in die Fluten springen. Doch wer mit leeren Händen ins Meer springe, werde schnell zum zweiten Opfer. Insbesondere bei rauer See raten die Experten daher, die Rettungszentrale der 112 zu kontaktieren und den Anweisungen zu folgen. So kann es beispielsweise hilfreich sein, der ertrinkenden Person etwas zuzuwerfen, woran sie sich festhalten kann.

Kanaren: Auch Wellen-Intervalle werden oft unterschätzt

Neben diesen vier Gründen für das Ertrinken, gebe es einen weiteren Faktor. Denn hohe Wellen kommen oft in Intervallen auf. Sieben bis acht Wellen seien besonders hoch. Die letzte Welles eines solchen Intervalls halten viele Badegäste dann für das Ende. Doch solche Intervalle wiederholen sich im Regelfall alle vier bis fünf Minuten, sagen Experten. Und genau darin bestehe eine weitere Gefahr.

Die Lösung sei, Warnbeschilderungen und die Beflaggung an den Stränden ernst zu nehmen und auf die Erfahrung der Rettungsschwimmer zu vertrauen. Sprechen diese eine individuelle Warnung aus, solle diese unbedingt ernstgenommen und nicht abgetan werden.

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Juan Martín ist redaktioneller Mitarbeiter von Teneriffa News. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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