Kanaren-Politik blockt Forderungen: Neue Tourismus-Proteste kommen
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Kanaren-Politik blockiert Forderungen: Neue Tourismus-Proteste angekündigt


Die Organisatoren der Anti-Tourismus-Demonstrationen auf den Kanarischen Inseln kündigen weitere Kundgebungen und Aktionen an. Ihnen reagiert die Regional-Regierung zu langsam. Zuvor hatte die Politik alle Forderungen abgelehnt.

Von Johannes Bornewasser Lesedauer: 3 Minuten

Es wird weitere Proteste geben. Das haben die Organisatoren der jüngsten Demonstrationen auf den Kanarischen Inseln bekanntgegeben. Ihnen reagiert die Regional-Regierung deutlich zu träge auf die Forderungen vieler Einwohner, den Massen-Tourismus einzudämmen.

Und so steht eine Woche nach den bisher größten Demonstrationen gegen das aktuelle Tourismus-Modell auf den Kanarischen Inseln fest, dass es weitere Aktionen und Kundgebungen geben wird. Ein Zusammenschluss aus 20 Organisationen hatte dezentral mehrere Tausend Menschen zu Demonstrationen mobilisiert.

Sie waren gegen den aktuellen Kanaren-Tourismus auf die Straßen gegangen. Die Organisatoren betonen dabei deutlich, dass sie nicht gegen Touristen, sondern gegen die Art des Tourismus demonstrieren und politische Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und weniger Einschränkungen der Einwohner fordern. Aktuelle Entwicklungen beflügeln diese Forderungen:

Kanaren-Politik will keine Änderungen am Tourismus-Modell

Innerhalb von nur zehn Monaten waren zuletzt knapp 40 Prozent mehr Ferienwohnungen auf den Kanaren angemeldet worden. Immobilienbesitzer und Investoren können mit der Vermietung an Urlauber höhere Gewinne erzielen. Die Ankündigung, dies bald zu beschränken, führte zuletzt zu einem schlagartigen Anstieg der Umwidmung von Wohnraum, bevor das Gesetz greift (mehr dazu lesen Sie hier bei uns).

Die Organisatoren der in Anlehnung an das Datum des vergangenen Samstags “20A” genannten Proteste tragen zwar noch keine konkreten Früchte, doch immerhin schafften sie es bis in die jüngste Plenarsitzung. Allerdings sind die bisherigen Ergebnisse aus Sicht der Demonstrierenden ermüdend.

Kanaren-Präsident Fernando Cavijo betonte bei einem Treffen mit Vertretern der Protestierenden, dass weder eine kanarenweite Ökosteuer umgesetzt werden soll noch ein Tourismus-Moratorium in Planung sei. Außerdem wolle man politisch derzeit keine Begrenzung für den Immobilien-Erwerb durch Ausländer umsetzen. Damit blockiert die Kanaren-Politik derzeit alle drei Haupt-Forderungen der Gruppierungen.

Weitere Anti-Tourismus-Demos auf den Kanaren

“Nach dem Erfolg der Demonstrationen und angesichts der Tatsache, dass die Tage verstrichen sind und die Regierung der Kanarischen Inseln die Forderungen nicht akzeptiert, werden wir weitere stellen, bis sie umgesetzt werden”, sagt Felipe Ravina. Der Produzent von Meeres-Dokus hatte auf der Demonstration am Samstag auf Teneriffa das gemeinsame Manifest der Gruppierungen verlesen.

Die kanarische Regierung verweist derweil auf das am 13. Juli 2017 verabschiedete Gesetz “4/2017” zu geschützten Naturräumen auf den Kanarischen Inseln, das die Anzahl der Betten für den Tourismus regele. Ravina sieht es jedoch konterkariert, nachdem auf Teneriffa weiterhin Hotels gebaut würden.

Konkret gibt es Streit um zwei Projekte auf der größten Kanaren-Insel. Dabei handelt es sich um die Arbeiten zum Bau von Luxus-Hotels. Zu den in Umsetzung befindlichen Projekten La Tejita und Cuna del Alma sowie weiteren, entlang der Küste geplanten Bauten, sagt Ravina: “Es kann nicht sein, dass wir die Kapazität der Inseln immer weiter erhöhen.”

Kanaren: Tourismus-Proteste sind Gipfel langjähriger Diskussionen

Die aktuellen Tourismus-Proteste entwickeln sich bereits seit mehreren Jahren. Dass sie erst in diesem Jahr die breite Masse erreichen, liegt in der Tatsache, dass die Insel-Bevölkerung erst jetzt von den Auswirkungen tangiert wird.

Die Organisatoren sehen im Massen-Tourismus den Haupt-Grund für die aktuellen Preisentwicklungen. Immer mehr Kanarios haben Probleme, den Lebensunterhalt zu finanzieren. Viele von ihnen müssen zwei Drittel und mehr ihres Einkommens für die Miete aufbringen.

Im Rahmen der Proteste zeigten internationale Film-Teams Zelt-Städte am Rand der touristischen Hochburgen. Gefilmt wurden Menschen, die nach eigener Aussage in Hotels arbeiten und entsprechend nah an den touristisch interessanten Regionen leben müssen, sich dort jedoch die Miete nicht mehr leisten können.

Entsprechend wird mehr sozialer Wohnraum gefordert und auch eine Verbesserung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs. Zudem müsse sich der Tourismus der Umwelt besser unterordnen. Aktuell zerstöre er die Natur, mit der auf der anderen Seite um Urlauber geworben werde, lautet der Vorwurf. In den kommenden Wochen solle für diese Ziele weiter demonstriert werden.

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Johannes Bornewasser sw klein

Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

Ihre Meinung

Kommentare zu:

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  1. Gaby Kowal schrieb am

    Hallo, mein Name ist Gaby und ich schreibe aus Deutschland. Ich möchte etwas zu den Tourismus-Protesten beitragen. Ich liebe die Insel Teneriffa schon viele Jahre – seit ich sie 2007 kennengelernt habe. Ich stehe voll und ganz hinter den Einwohnern der Insel und ihren Protesten. Man kann wirklich in rasendem Tempo dabei zusehen, wie die Insel zubetoniert wird. Es Stimmt, dass die Insel vom Tourismus lebt. Doch man sollte wirklich alles in betracht ziehen zu diesem Thema und auch die Insel nicht durch lauter Betonklötze zubauen und damit verschandeln. Es gibt so viele schöne Hotels auf der Insel. Die sollten doch reichen. Sie müssen ja auch instand gehalten werden. Es kostet viel Geld. Und das sollte man auch im Auge behalten nicht nur immer mehr und größer und nur Profitgier erzielen wollen. Genauso ist es mit dem Wohnraum auf der Insel. Die Preise verfolge ich schon über viele Jahre mit der Absicht, auch mal auf der Insel zu bleiben. Es ist exorbitant, wie die Preise gestiegen sind und dass es die eigene Bevölkerung nicht finanzieren kann, glaube ich gern. Schlimm und traurig dazu. Ich denke, bei den vielen Eigentumswohnungen der vielen Ausländer, die nicht auf der Insel leben, ist viel Geldwäsche und Profitgier dabei. Wer sich in einem anderen Land niederlassen will, sollte sich anpassen so gut es geht, um ein friedliches und gutes nebeneinander mit der Einheimischen Bevölkerung zu fördern.
    Ganz liebe Grüsse aus Bayern. Bleibt stark bei euren Protesten. Es muss etwas im Sinne der Insel und der Einheimischen Bevölkerung passieren.

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