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Halbes Jahr nach Vulkanausbruch: So sehr leidet La Palma noch immer


Sechs Monate nach dem Ende des Vulkanausbruchs auf La Palma gibt es noch immer jede Menge Arbeit. Viele Menschen dürfen weiterhin nicht in ihre Häuser zurückkehren. Das ist die Bilanz nach einem halben Jahr der Aufräumarbeiten.

Von Johannes Bornewasser Lesedauer: 5 Minuten

Es war der 13. Dezember 2021, als der Vulkanausbruch auf La Palma um genau 22.21 Uhr endete. Die Menschen atmeten auf und die Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr zur Normalität war groß. Für einige Menschen kam sie tatsächlich. Andere warten auch ein halbes Jahr nach dem Ende der Eruption am Cumbre Vieja weiter darauf.

Rund 2000 Menschen müssen noch immer auf die Rückkehr in ihr eigentliches oder ein neues Zuhause warten. Denn viele von ihnen haben unter der mehr als 1000 Grad heißen Lava alles verloren. Andere sind von den Lavaströmen verschont geblieben, doch der Ausstoß giftiger Gase verhindert eine Rückkehr in die eigenen vier Wände.

Wie lange dieser Zustand anhält, können selbst Experten nicht vorhersagen. Nach Ausbrüchen dieser Größe kann es Monate, sogar Jahre dauern, bis sich die Werte normalisieren. Die Überwachungsstationen melden CO2-Durchschnittswerte von 50.000 ppm bis zu 215.000 ppm.

Zum Vergleich: Der Atemzug eines Menschen enthält etwa 30.000 ppm CO2. Kohlendioxidkonzentrationen von mehr als 20.000 ppm können Husten verursachen und Konzentrationen von mehr als 100.000 ppm rufen Bewusstlosigkeit und Zittern hervor. Ein Einatmen von mehr als 150.000 ppm gilt als tödlich.

Doch neben dem ideellen Schaden durch das Warten auf die Rückkehr ins eigene Heim gibt es auch die bezifferbare Zerstörung. Sie reicht von Eigenheimen über zerstörte Infrastrukturen bis hin zu unter der Lava oder Asche-Regen begrabenen Bananenplantagen.

Vulkanausbruch auf La Palma: Landwirtschaft erhält 18,8 Millionen Euro Hilfe

Allein um den Schaden im Landwirtschaftssektor zu lindern, überwies Spaniens Zentralregierung in Madrid 18,8 Millionen Euro auf die Kanarischen Inseln. Davon sollen 14,6 Millionen an knapp 3000 Bananenproduzenten weitergereicht werden und 536.000 Euro an Fischerei und weitere Landwirtschaft.


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Die heiße Lava hat sich durch viele Bananenplantagen gefressen. Archivbild: Innovationsdienst der Regierung von La Palma

Auch im Bereich des Tourismus gibt es teils drastische Schäden. Insbesondere in Pierto Naos, das weiterhin geräumt bleibt, müssen 1533 Arbeitnehmende und 740 Freiberufler aus diesem Sektor unterstützt werden. Dorthin gingen bisher weitere 2,84 Millionen Euro.

305 Unternehmen bekamen zudem Beihilfe für den Totalausfall ihres Geschäfts. Bislang erhielten sie 4,15 Millionen Euro Unterstützung.

Vulkanausbruch: 80 Kilometer Straßen auf La Palma zerstört

Der Straßenbau wird weitere Millionen verschlingen. Dort müssen etliche Kilometer wiederhergestellt werden. Aktuell können stellenweise gar keine oder nur Geländefahrzeuge die einstigen Verkehrsknotenpunkte überqueren.

Die Regierung der Kanarischen Inseln erwarb auf La Palma 104 Häuser, von denen bereits 96 in Benutzung sind. Weitere 121 Fertighäuser wurden bestellt, bisher jedoch nur fünf davon bewilligt.

La Palma: 300 Menschen leben auf La Palma weiterhin in einem Hotel

Insgesamt wurden 1345 Häuser zerstört. Etwa 600 Familien verloren ihr gesamtes Hab und Gut. Außerdem wurden bei dem Vulkanausbruch auf La Palma zwischen dem 19. September und 13. Dezember rund 159 Millionen Kubikmeter Lava ausgestoßen. Sie bedeckt seither rund 1219 Hektar Land. Das entspricht rund 1707 Fußballfeldern.

Die Lavaströme begruben 73,8 Kilometer Straßen und, Gewerbe eingerechnet, fast 3000 Gebäude. Etwa 7000 Menschen wurden zwischenzeitlich in Sicherheit gebracht.

Die Lava verschlang Gebäude in Todoque, einem Teil von La Laguna, und in Vierteln wie El Pampillo, Los Campitos oder El Paraíso. Rund 300 Betroffene, die weiterhin nicht nach Hause können, leben seit Monaten in einem Hotel.

Aufräumarbeiten auf La Palma können noch Jahre andauern

Wissenschaftler sprechen von einer enormen Datenmenge. Diese war während des Ausbruchs gesammelt worden. Für die Kanarischen Inseln war es der erste große Ausbruch, bei dem empfindliches Gerät eingesetzt werden konnte, um näheres über Ausbrüche auf dem Archipel in Erfahrung zu bringen.

Mit den Messergebnissen soll unter anderem ein nationaler und regionaler vulkanologischer Überwachungsplan erstellt werden. Auch die Auswirkungen eines Ausbruchs dieser Art auf die Atemwege und die psychische Gesundheit der Anwohner soll untersucht werden.

Während der Ausbruch für die Wissenschaft also einen enormen Schatz darstellt, leiden Wirtschaft und Anwohner weiterhin stark. Auch sechs Monate nach Ende des Vulkanausbruchs am Cumbre Vieje wirken einige Bereich der Kanaren-Insel so, als sei noch gar nicht recht angefangen worden. Die Arbeiten können mancherorts noch Jahre andauern.

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Johannes Bornewasser sw klein

Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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