Die Kanarischen Inseln werden seit einigen Tagen von deutlich mehr Pateras angesteuert. Die kleinen Boote aus Westafrika sind oft deutlich überladen. An Bord befanden sich zuletzt meist Frauen und Kinder. Die gefährliche Überfahrt endete auch in den vergangenen 72 Stunden für mehrere Flüchtlinge tödlich.
Hauptsächlich Frauen, viele von ihnen schwanger, sowie kleine Kinder haben in den vergangenen Tagen die Kanarischen Inseln auf dem Seeweg erreicht. Die Flüchtlinge aus Westafrika wagen die Überfahrt in kleinen Booten. Für viele endet sie in den unsicheren Pateras tödlich.
Bereits in der vergangenen Woche hatten mehrere Boote die Kanarischen Inseln erreicht. Am Montag waren zwei weitere Boote mit zusammen 166 Personen an Bord gezählt worden. Zudem erreichten am Dienstag 58 Personen auf drei Booten die Inseln.
33 weitere Menschen wurden rund 330 Kilometer vor der Küste treibend in einem Boot entdeckt. Ein unter der Flagge Singapurs fahrendes Frachtschiff aus dem Senegal rettete die Menschen und brachte sie an Land. Der Kapitän des Frachters sagte bei dem ungeplanten Stopp in Las Palmas auf Gran Canaria, dass bei der Rettung bereits vier Menschen gestorben waren und eine Person vermisst wurde.
Terror und Verzweiflung in der Sahelzone treibt viele Afrikaner in die Flucht
Der Präsident des Spanischen Roten Kreuzes auf den Kanarischen Inseln, Antonio Rico, sprach am Montag davon, dass eine solche Masse an Geflüchteten zuletzt vor vielen Jahren gezählt worden war. Rico führte den Zustrom auf die aktuelle Lage in der Sahelzone zurück. Diese zwinge viele Menschen zur Flucht nach Westafrika. Aus der Verzweiflung heraus versuchen einige von ihnen, teilweise von Schleusern angestachelt, mit den kleinen Booten über den Atlantik zu gelangen.
Allein in einem der Boote hatten sich fünf Babys aufgehalten. Nach Angaben der Erstversorger hätten diese die Überfahrt noch am besten überstanden. Der Gesundheitszustand der Eltern eines der Kinder sei hingegen kritisch gewesen. Die Mutter wurde zusammen mit ihrem Mann in das Hospital Insular de Gran Canaria gebracht. Auch zwei schwangere Frauen aus dem selben Boot mussten behandelt werden. Sie wurden in das Materno Infantil in Las Palmas gebracht.
“Menschen flüchten in dem Wissen, zu jedem Zeitpunkt ums Leben kommen zu können”
In der Sahelzone kommen verschiedene Konflikte zusammen. Zum einen gibt es dort seit Jahren grenzübergreifenden Terrorismus, zum anderen gibt es diverse lokale Konflikte. Das Gebiet erstreckt sich wie ein schmaler Streifen über die gesamte Breite Afrikas. Der Norden Malis war im Jahr 2012 nach einem Militärputsch kurzzeitig in die Hände islamistischer und weiterer Rebellengruppen geraten. Seither versucht die UN dort für Stabilität zu sorgen. Auch Deutschland hatte zuletzt über eine Beteiligung an dem Einsatz debattiert. Dieser gilt als der gefährlichste derzeit laufende Auftrag.
Auf den Kanarischen Inseln sagte Rico, man müsse “die große Gefahr berücksichtigen, die auf der Überfahrt für die Menschen besteht”. Sie seien in dem Wissen auf der Flucht, zu jedem Zeitpunkt ums Leben kommen zu können. Dennoch sei die Verzweiflung inzwischen so groß, dass sie es trotzdem versuchen.
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Deutlich mehr Flüchtlingsboote erreichen die Kanaren
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