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Kanaren: Arbeitslosenzahlen steigen stark – und sind trotzdem gut


Die Arbeitslosenzahlen der Kanaren galten zuletzt als sehr gut. Wenige Wochen später heißt es dann, dass die Arbeitslosigkeit um fast 20 Prozent steigt. Dennoch sind die Werte unterm Strich äußerst positiv. Wie kann das sein? Eine Spurensuche.

Von Juan Martín Lesedauer: 3 Minuten

Im vergangenen Monat März haben die Kanarischen Inseln den zweitstärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit in ganz Spanien verzeichnet. Der Wert sorgte für Jubel und auch die Prognose für das erste Quartal stand unter diesem Eindruck. Nun liegen die Quartalszahlen vor und sorgen für Katerstimmung. Zumindest auf den ersten Blick.

Denn die nackten Zahlen zeigen einen Anstieg um fast 20 Prozent. Seit dem letzten Quartal des vergangenen Jahres stiegen die Zahlen wieder um 33.500 Menschen ohne festes Einkommen. Und so sind zum Quartalswechsel 202.500 Menschen als arbeitssuchend gemeldet.

Die Semana Santa gehört zu den am stärksten gebuchten Zeiten auf den Kanarischen Inseln. Neben europäischen Urlaubern kommen in den Osterferien auch viele spanische Gäste auf den Archipel. Die Wirtschaft reagiert darauf und stellt kurzzeitig Mitarbeiter ein.

Volatiler Arbeitsmarkt ist für die Kanaren normal

Auf den Kanarischen Inseln hat dieses Auf und Ab am Arbeitsmarkt Tradition. Denn während die Hauptsaison und punktuell erwartbare Zeiten viele Mitarbeitende nötig machen, gibt es Wochen und Monate, in denen die Auslastung sinkt. Zu viele festangestellte Mitarbeitende belasten dann die Bilanzen.

Dieser Effekt war zwischenzeitlich abgeflacht. Verschiedene internationale Krisen hatten den Kanaren gegen Ende der 2010er-Jahre einen Aufschwung gebracht. Die Pandemiepause unterbrach das jäh. Nun setzt die Inflation der Tourismusbranche zusätzlich zu.

Der Arbeitsmarkt der Kanarischen Inseln reagiert darauf. So sind zur Hochsaison im Winter zahlreiche Saison-Arbeitskräfte eingestellt worden. Im Frühjahr dann wurden einige von ihnen obsolet und mussten gehen.


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Kanaren melden vierthöchste Arbeitslosen-Quote Spaniens

Der Arbeitsmarkt schließt das erste Quartal daher mit 19,82 Prozent mehr Arbeitslosen als am 31. Dezember des Vorjahres. Das zeigen neue Zahlen der Regierung der Kanarischen Inseln. Sie veröffentlicht regelmäßig die Arbeitskräfteerhebung Encuesta de Población Activa, kurz EPA.

Nach dem darin gemeldeten vierteljährlichen Anstieg zum Ende der touristischen Hochsaison, liegt die Arbeitslosenquote auf den Kanarischen Inseln nun bei 17,27 Prozent aller Erwerbsfähigen. Das sind fast fünf Prozentpunkte mehr als im Landesdurchschnitt. Dieser wird mit 13,26 Prozent angegeben.

Die Kanarischen Inseln verzeichnen damit die vierthöchste Arbeitslosenquote des Landes. Mehr Erwerbslose gibt es nur auf den Balearen mit 18,14 Prozent, in Andalusien mit 18,31 Prozent und in Extremadura mit 19,53 Prozent.

Kanaren: Genauer Blick auf die Arbeitslosenzahlen relativiert

Die Gesamtzahl der neuen Arbeitssuchenden muss dabei allerdings genauer betrachtet werden. Denn sie bestehen aus lediglich 13.600 Personen, deren Arbeitsplatz abgebaut wurde. Weitere 19.900 suchen darüber hinaus neu eine Beschäftigung.

Daraus resultiert der Anstieg um 33.500 Arbeitsuchende im ersten Quartal. Ein Teil der neuen Arbeitslosen wird auf Zuzug zurückgeführt. Andere hatten zuvor nicht gearbeitet und waren daher auch nicht als arbeitssuchend gemeldet. Ein weiterer Grund: In vielen Familien macht die Inflation ein zusätzliches Einkommen erforderlich.

Von den insgesamt 202.500 Arbeitslosen, die laut EPA derzeit auf den Kanarischen Inseln gezählt werden, sind 98.300 männlich und 104.200 weiblich. Damit beträgt die Arbeitslosenquote bei Männern 15,89 Prozent und bei Frauen 18,57 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung.

Kanaren melden eigentlich die besten Jahreswerte Spaniens

Trotz des negativen Anscheins, sind die Arbeitslosenzahlen im Jahresvergleich sogar äußerst positiv. Denn von März bis März betrachtet, konnte die Wirtschaft der Kanarischen Inseln netto 55.900 Arbeitsplätze schaffen.

Das bedeutete nicht einfach nur ein Plus von mehr als sechs Prozent. Denn die Kanarischen Inseln haben damit gut dreimal mehr Arbeitsplätze geschaffen als der spanische Durchschnitt. Dieser liegt bei 1,87 Prozent.

Und damit haben die Kanarischen Inseln ihre Arbeitslosigkeit relativ gesehen um 13,67 Prozent gesenkt. Das ist zehnmal mehr als der Landes-Durchschnitt mit 1,48 Prozent. Und auch absolut betrachtet werden 32.100 weniger Arbeitslose gezählt. Auch das ist landesweit der stärkste Rückgang.

Trotz des negativen Anscheins, schneiden die Kanarischen Inseln also mit entsprechend positiven Werten ab. Der Grund dafür sind unter anderem Saison-Effekte. Dies zeigt, wie wichtig ein genauer Blick auf die Daten hinter den bloßen Arbeitslosenzahlen der Kanarischen Inseln ist.

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Juan Martín ist redaktioneller Mitarbeiter von Teneriffa News. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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