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Kanaren behandeln nur 600 Patienten mit Anti-Corona-Pillen


Spanien hat die Anti-Covid-Tablette vorsorglich für viele Millionen Euro gekauft. Zum Einsatz kommt sie allerdings nur in Ausnahmefällen. Für wen das Medikament taugt und warum es so selten eingesetzt wird.

Von Johannes Bornewasser Lesedauer: 3 Minuten

Grade mal ein Viertel aller Anti-Covid-Pillen ist auf den Kanarischen Inseln eingesetzt worden. Spanienweit sind es sogar nur drei Prozent. Und das, obwohl Paxlovid für 280 Millionen Euro eingekauft wurde. Und bald abläuft. Warum das Medikament so selten verschrieben wird.

Paxlovid soll bei bereits an Corona erkrankten Personen das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf senken. In bis zu 89 Prozent der Fälle soll das gelingen. So das Versprechen des Herstellers. Auch das Risiko für Long-Covid könne deutlich gesenkt werden.

Dafür muss eine konsequente Behandlung mit dem Virostatikum durchgeführt werden. Auf den Kanaren passiert das nur selten. 599 Fälle wurden bisher registriert. Und das, obwohl erste Chargen des Medikaments bereits ablaufen.

WHO empfiehlt Anti-Covid-Pille Paxlovid für Risikopatienten

In den Beständen des Universitätskrankenhauses der Kanarischen Inseln (HUC) auf Teneriffa, im Insular Materno Infantil und im Krankenhaus Doctor Negrín auf Gran Canaria gibt es Reserven von 1694 Dosen.

Vorgesehen sind sie insbesondere für Personen mit Immunsuppressiva. Aber auch Menschen, die eine Chemotherapie erhalten, sind Zielgruppe für das Anti-Corona-Medikament.

Kanaren: Nur wenig Menschen kommen für Anti-Corona-Pille in Frage

Während die Einnahme des Medikaments denkbar einfach ist – es wird in Form von Tabletten verabreicht – sieht das beim Prozess der Verschreibung anders aus. Denn der wird streng überwacht. Und auch die Zielgruppe ist klein.


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Paxlovid kommt ausschließlich bei Menschen zum Einsatz, die nicht gegen Corona geimpft sind. Außerdem ist es nur für Risikogruppen gedacht, also für Menschen, die schwere Vorerkrankungen haben oder besonders alt sind. Wer 80 Jahre oder älter und ungeimpft ist oder mindestens 65, eine Vor-Erkrankung hat und nicht geimpft wurde, kommt in Frage. Außerdem Personen mit Immunsuppressiva.

Die Schnittmenge dieser Gruppen ist insbesondere auf den Kanarischen Inseln sehr gering. Ein weiteres Problem: Selbst wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, handelt es sich oft um Menschen, die viele Medikamente einnehmen. Und das Virostatikum hat Wechselwirkung mit zahlreichen Arzneien. Hinzu kommt eine weitere Einschränkung: Verschrieben werden darf das Medikament nur an den ersten fünf Tagen der Corona-Erkrankung.

Paxlovid-Charge auf den Kanaren erreicht bald das Verfallsdatum

“Wir verschreiben alles, was verschrieben werden kann. Die Leute glauben, dass Paxlovid für jeden mit Covid ist. Aber es kommt nur Menschen mit erhöhtem Risiko zugute”, sagt der Koordinator des Anti-Covid-Teams von Gran Canaria, Miguel Díaz Barreiros.

Die erste Verschreibungsperiode der Europäischen Arzneimittelbehörde endet bald. Zwar kann sie verlängert werden. Dennoch erreicht die erste Charge des Medikaments in Kürze ihr Verfallsdatum. Und das ist festgeschrieben.

Díaz sagt: “Ein großer Vorrat wurde gekauft und kommt nicht mit der erwarteten Geschwindigkeit zum Einsatz. Weil wir die Behandlung nicht auf der Grundlage der Reserven verschreiben.” In Zahlen bedeutet das aktuell durchschnittlich etwa eine behandelte Person pro Tag.

Errungenschaft, dass Corona-Pille auf den Kanarischen Inseln nur wenig Abnehmer findet

Einordnend erklärt der Fachmann: “Wenn wir wie in der Hochzeit plötzlich 4000 Erkrankungen täglich hätten, wäre das sicher anders.” Bedeutet umgekehrt, dass die Kanaren in der glücklichen Situation sind, gar nicht mehr verschreiben zu müssen, da die Inzidenz bei Risikopatienten deutlich geringer ist als in frühen Phasen der Pandemie.

Aktuell würden beispielsweise auf Gran Canaria zwischen 40 und 60 Neuerkrankungen pro Tag diagnostiziert. “Das verringert die Chancen, Kandidaten zu finden”, sagt der Experte. Der Rückschluss, das Medikament sei ein Flop, verbiete sich entsprechend. Für Hochrisikopatienten kann das Medikament lebensrettend sein. Lediglich für die Breite der Gesellschaft sei es derzeit nicht vorgesehen.

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Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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