Die Kanarischen Inseln haben sich im Jahr 2023 den zweifelhaften Titel der Syphilis-Hochburg gesichert. In ganz Spanien gab es nicht mehr relative Fälle als auf dem Archipel. Das zeigen aktuell veröffentlichte Daten. Auch die Verteilung nach Inseln ist dabei interessant.
Pro 100.000 Einwohner gab es auf den Kanaren 53 Fälle. In Summe wurden im vergangenen Jahr 1183 Syphilis-Fälle festgestellt. Die Inseln stehen somit relativ auf die Einwohnerzahl betrachtet abgeschlagen an der Spitze.
Im Vergleich zu Spanien allgemein, aber auch zu der Region auf dem zweifelhaften zweiten Rang, haben die Kanaren einigen Abstand. So viele Fälle der sexuell übertragbaren Krankheit gibt es sonst in Spanien:
Kanaren: Syphilis auf dem Vormarsch
Die jüngsten Daten gehen aus dem Bericht über die epidemiologische Überwachung sexuell übertragbarer Infektionen in Spanien für das Jahr 2023 hervor. Dieser zeigt, dass auf den Balearen 33,97 von 100.000 Einwohnern betroffen sind. Es folgen Madrid mit 32,52 und Katalonien mit 30,5.
Spanienweit waren es im vergangenen Jahr 10.879 Syphilisfälle. Das sind 22,62 Fälle pro 100.000 Einwohner. Die Kanarischen Inseln übertreffen den Landesdurchschnitt damit um das Doppelte.
Laut Bericht sei es jedoch möglich, dass die Zahlen in anderen Regionen in Wirklichkeit höher seien. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen könnten zu Teilen auch deren Überwachungssystemen geschuldet sein. Dennoch bleiben die Infektionszahlen auf den Kanaren sehr hoch.
Was ist Syphilis?
Die Infektion ist sexuell übertragbar. Sie wird durch das Bakterium Treponema pallidum hervorgerufen. Infiziert werden der Genitalbereich, der Mund oder der Anus. Eine Infektion erfolgt in drei Stadien. Jedes einzelne weist dabei typische Charakteristika hervor. Dazwischen geht es den Patientinnen und Patienten gut, so dass die Diagnose als schwierig gilt.
Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen normalerweise etwa drei Wochen. Erste Krankheitszeichen treten im Bereich der äußeren Genitalien auf. Sichtbar wird sie durch ein schmerzloses, Flüssigkeit absonderndes Knötchen an der Eintrittsstelle des Erregers. Es ist etwa linsen- bis Centmünzen groß und rötlich.
Bis zu zwei Wochen später verfärbt sich der Fleck gelblich und wird zu einer Art belegtem Geschwür. Spätestens nach sechs Wochen heilt dieses meist von allein wieder ab.
Bis zu 20 Tage nach dem Primärgeschwür kommt es an den naheliegenden Lymphknoten zu einer harten, nicht schmerzhaften Schwellung, die monatelang bleiben kann. Auch Gelenkschmerzen sind möglich, dazu Durchfall, Blutarmut oder Milzschwellungen. Zur Heilung wird eine Antibiotika-Therapie empfohlen.
Syphilis tritt auf den Kanaren meist bei Männern auf
Im Vergangenen Jahr waren von den knapp 1166 Syphilis-Fällen auf den Kanarischen Inseln 947 Männer betroffen – also mehr als 81 Prozent. Bei Frauen wurden 219 – und damit knapp 19 Prozent der Fälle festgestellt. Die verbleibenden 17 Fälle wurden statistisch keinem Geschlecht zugeordnet.
In den vergangenen Jahren stiegen die Fälle damit jeweils merklich. 2023 lag die Inzidenzrate um 58 Prozent höher als im Jahr davor. Und verglichen mit 2020 hat sie sich verdoppelt.
Álvaro Torres ist Leiter der Epidemiologie der Kanarischen Inseln. Er sagt: “Es handelt sich meist um ältere Menschen.” Betroffen seien demnach Männer um die 35 Jahre – und damit nicht wie in der Bevölkerung oft angenommen eher junge Menschen.
Wo auf den Kanaren kommt Syphilis am häufigsten vor?
Bei der territorialen Verteilung liegt Lanzarote weit vorn. Die Insel meldet mit 132,3 Fällen pro 100.000 Einwohner die höchste Syphilisrate. Absolut wurden dort 210 Ausbrüche gemeldet.
Auf Fuerteventura waren es 50 Fälle, auf La Palma 16, auf La Gomera fünf und auf El Hierro ein Fall. Bei den bevölkerungsreichen Hauptinseln liegt Gran Canaria mit 490 Fällen weit vor Teneriffa mit 364 Syphilis-Fällen.
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Kanaren sind Spaniens Syphilis-Hochburg
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