Kommentar

Keine Kurtaxe? Die Kanaren machen einen großen Fehler!


Fernando Clavijo hat einer Kurtaxe für die Kanaren erneut eine Absage erteilt. Die Insel-Politik begeht einen großen Fehler.

Von Johannes Bornewasser – letzte Änderung: – Lesedauer: 3 Minuten – 0 Leserkommentare bei Teneriffa News

Die Antihaltung der Kanaren gegen eine Kurtaxe ist strategischer Wahnsinn. Jede Insel beginnt damit, eigene Abgaben einzuführen. Auf dem Teide, am Roque Nublo oder in der Masca-Schlucht gibt es erste Ökosteuern, wie die Abgabe dort genannt wird. Sogar die erste Gemeinde versuchte bereits einen Alleingang. Dass stattdessen keine pauschale Abgabe erhoben wird, ist nicht nachzuvollziehen.

Kritiker der Kurtaxe führen im Wesentlichen zwei Argumente an: Steigende Kosten für Urlauber und den Verwaltungsaufwand. Keines dieser Argumente trägt. Denn ein Kanaren-Urlaub ist in den vergangenen fünf Jahren dramatisch teurer geworden und ein Heiermann für die Inseln fällt darin längst nicht mehr auf. Derzeit profitieren also ausschließlich die großen Unternehmen, während die Bevölkerung in die Röhre guckt.

Und die Verwaltung arbeitet bereits doppelt und dreifach, wenn dezentral einzelne Abgaben erhoben werden, anstatt eine zentrale Stelle schon vor der Einreise zu schaffen. All das könnte gelöst werden. Doch Kanaren-Präsident Fernando Clavijo eiert weiter herum.

Kurtaxe für die Kanaren wäre richtig

„Whataboutism“ wird neudeutsch genannt, wenn jemand einen Vorwurf oder ein Argument umgeht, indem auf etwas anderes verwiesen wird. Clavijo betreibt genau das seit seinem Amtsantritt.

Diesmal verwies der Präsident auf „andere Maßnahmen, die viel vernünftiger wären und mit denen die Einnahmen gerechter verteilt werden könnten“. Auch wenn Clavijo das suggeriert, würde die Kurtaxe dem keineswegs im Wege stehen. Im Gegenteil: Er könnte auf diesem Weg sogar die Finanzierung seiner stattdessen geforderten Verbesserungen im Gesundheits-, Bildungs- oder Sozialbereich zum Teil sicherstellen.

Ferner seien „Maßnahmen, die unmöglich schienen“, wie etwa Treibstoffrabatte, sinnvoll. Auch das muss irgendwie finanziert werden. Warum also nicht mit einer Kurtaxe, die inzwischen sogar von immer mehr Touristen gefordert wird, wenn im Gegenzug nicht weitere Wahrzeichen mit Kassenhäuschen versehen werden?

Im vergangenen Jahr kamen 18 Millionen Touristen auf die Kanaren. Branchenexperten rechneten jüngst vor, dass die Zahl sogar höher liegen müsse. Sollte jeder dieser offiziell gezählten Urlauber pauschal drei Euro abdrücken, kämen 54 Millionen Euro zusammen. Bei fünf Euro pro Kopf und Urlaub wären es sogar 90 Millionen.

Rhetorische Nebelkerzen auf den Kanaren

Würden dafür die dezentralen Eintrittsgelder zurückgebaut und würde das Eintreiben der Gelder an die zuliefernden Tourismus-Unternehmen delegiert, könnte der benötigte Verwaltungsapparat schlank bleiben und so würden schon nach kürzester Zeit erste Gewinne fließen.

Viel wichtiger als das ist sogar das Zeichen – nach innen und außen: Der teilweise äußerst unzufriedenen und zunehmend kritischeren Bevölkerung würde verdeutlicht, dass die Politik die Kanaren ernst nimmt und künftig nicht mehr nur die Bürger, sondern jeden, der darauf seine Spuren hinterlässt, an den entstehenden Kosten beteiligt. Und Besucher würde klar gemacht, dass die Inseln einen Wert haben. Auf dem geforderten Weg, weg vom Billig- und hin zu nachhaltigem und hochwertigem Tourismus, ist das kein Gegensatz, sondern ein logischer Teil des Wegs.

Dennoch traut sich die Kanaren-Politik weiter nicht an eine pauschale Abgabe heran. Clavijo könnte mit echten Argumenten hantieren, entscheidet sich jedoch lieber für die nächste rhetorische Nebelkerze. Es ist ein großer taktischer Fehler.

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Über den Autor

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Johannes Bornewasser

Johannes Bornewasser ist Gründer und Herausgeber der Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

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