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Mietpreisbremse auf den Kanaren versagt – Wohnungen werden 11,4 Prozent teurer


Die spanische Zentralregierung hat eine Mietpreisbremse eingeführt. Experten warnten vor Seiteneffekten. Inzwischen steht fest: Die Mieten auf den Kanaren sind dennoch kräftig gestiegen. Denn viele Wohnungen sind in der Folge vom Markt verschwunden.

Von Juan Martín Lesedauer: 3 Minuten

Der Quadratmeterpreis auf den Kanarischen Inseln ist innerhalb eines Jahres um 11,4 Prozent gestiegen. Das zeigen aktuelle Auswertungen. Kostete eine Wohnung mit 55 Quadratmetern im April 2022 durchschnittlich 577,50 Euro, werden genau ein Jahr später 643,50 Euro fällig.

Innerhalb eines Jahres stiegen die Quadratmeterpreise im Durchschnitt von 10,50 Euro auf 11,70 Euro. Das bedeutet ein Plus von 11,4 Prozent. Und das, nachdem die spanische Zentralregierung eine Mietpreiserhöhung von maximal zwei Prozent beschlossen hatte.

Madrid hatte im März 2022 angekündigt, als Reaktion auf den Ukraine-Krieg und die sich daraus abzeichnenden Preis-Effekte in Europa, eine Mietpreisbremse zu verabschieden. Verfolgt wurden damit zwei Ziele: Man wollte dem starken Anstieg der Lebenshaltungskosten entgegenwirken und zugleich verhindern, dass die Inflation die Mietpreise weiter in die Höhe treibt.

Immobilien-Experten sahen Wohnungs-Mangel als Folge der Mietpreisbremse voraus

Schon zu Zeiten der Ankündigung gab es Kritik aus der Immobilienbranche. Die Sorge lautete, dass die Krise auf dem Rücken der Vermieter ausgetragen werde. Dabei ging es weniger um große Immobilienfirmen. Viel mehr wähnten sich die etwa 55.000 Kleinvermieter der Kanarischen Inseln als Opfer.

Zu ihnen werden die Bürger und Familien gezählt, die eine Immobilie als Wertanlage gekauft und vermietet haben und zugleich nicht mehr als 30.000 Euro pro Jahr verdienen, also ein eher geringeres Einkommen haben.

Laut Expertenmeinung war schon damals abzusehen, dass viele Eigentümer ihre Immobilien anderweitig verwenden würden, beispielsweise für den Tourismus. Dies würde einen Angebot-Nachfrage-Effekt in Gang setzen und die Preise somit unweigerlich in die Höhe treiben.


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Kanarische Inseln: Mietpreisbremse erzeugt gegenteiligen Effekt

Ein Rückblick zeigt die Preisentwicklung: So lag der Quadratmeterpreis im April 2021 für Mietwohnungen auf den Kanaren bei 9,80 Euro. Ein Jahr später, dem ersten Monat mit der Mietpreisbremse, wurden mit 10,50 Euro pro Quadratmeter bereits 7,1 Prozent mehr fällig. Bis heute stiegen die Preise dann erneut.

Das Ziel, die Mietpreis-Entwicklung zu Bremsen, ist also nicht einfach nur verfehlt worden: Es fand sogar eine Beschleunigung statt. Denn die tatsächliche Entwicklung zeigt, dass die Mietpreise um 4,3 Punkte gestiegen sind.

All das zeigt der Blick auf die Datenbank des Immobilienportals Idealista. Auch die Zahlen von Fotocasa, einem Marktbegleiter, belegen eine entsprechende Entwicklung. Die Analysten des letztgenannten Portals schätzen die durchschnittliche Mietkosten-Entwicklung auf den Kanaren dabei sogar etwas höher ein als die Experten von Idealista – für beide Provinzen der Kanarischen Inseln.

Der Blick auf die beiden Teile der Kanaren zeigt, dass die östlichen Inseln mit 12,30 Euro pro Quadratmeter etwas teurer sind. Auf den westlichen, zur Provinz Santa Cruz de Tenerife gehörenden Inseln, liegt der Durchschnittspreis bei 10,80 Euro. In beiden Provinzen werden damit Rekordwerte erreicht.

Kanaren: Wohnraum zur Miete weicht Unterkünften für Touristen

Laut Experten habe der Effekt eingesetzt, dass das Angebot auch in Folge der Mietpreisbremse reduziert wurde. So seien heute in den beiden Provinz-Hauptstädten  Las Palmas de Gran Canaria und Santa Cruz de Tenerife 15 und 22 Prozent weniger Wohnungen langzeitvermietet. Beide Städte gelten als Taktgeber für die jeweiligen Provinzen.

Zu dieser drastischen Verringerung des Angebots, mit der bereits große Teile des Preisanstiegs erklärt werden, kommt ein weiterer Effekt. Denn durch die Zinserhöhungen werden viele potentielle Hauskäufer derzeit in eine Wartepositon versetzt. Sie wohnen zunächst weiter zur Miete und beobachten den Markt. Damit ist nicht nur das Angebot verringert, sondern die Nachfrage zusätzlich gestiegen.

Weitere Eingriffe in den Mietmarkt der Kanaren geplant

Für eine Wohnung mit weniger als 100 Quadratmetern werden laut Fotocasa-Index durchschnittlich 861 Euro auf den östlichen und 839 Euro auf den westlichen Inseln fällig. Wohnungen mit mehr als 100 Quadratmetern kosten im Schnitt 1286 Euro im Osten der Kanaren und 1258 im Westen.

Das durchschnittliche Gehalt auf dem Archipel lag im Jahr 2022 bei 1573 Euro. Dies zeigt zweierlei: Zum einen, warum viele Wohnungen auf den Kanaren 55 bis 65 Quadratmeter klein sind, und zum anderen, dass es dennoch für viele Menschen auf dem Archipel unmöglich ist, allein eine Durchschnitts-Wohnung zu unterhalten.

In Orten, die von der Regierung oder der Gemeinde als angespannt deklariert wurden, dürfen die Mieten bis 2024 um maximal drei Prozent steigen. Zudem soll ab 2025 der aktuelle Preisindex für die Bewertung von Neuverträgen abgeschafft und durch einen neuen, von der Regierung geplanten Index ersetzt werden. Was dieser erneute Eingriff in den Markt für die Real-Mietentwicklung bedeuten wird, bleibt abzuwarten.

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Juan Martín ist redaktioneller Mitarbeiter von Teneriffa News. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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