Spanien steht unter Schock. Nach den schwersten Unwettern seit 30 Jahren steht fest, dass mindestens 97 Menschen ihr Leben ließen. In den Provinzen Valencia, Kastilien-La Mancha und Andalusien hab es binnen Stunden so viel Niederschlag, wie sonst innerhalb eines ganzen Jahres.
Nach der Unwetter-Katastrophe, von der Tausende Menschen betroffen sind, beginnt in Spanien nun die Suche nach dem Schuldigen. Unterdessen finden Rettungstrupps auch mehr als 24 Stunden nach der Flut noch immer Betroffene – und Tote.
Zusammen mit dem Südosten Spaniens gelten die Kanarischen Inseln als “die vom Klimawandel am stärksten gefährdeten Gebiete” des Landes. An beiden Orten würden extreme Wetterereignisse “am schwerwiegendsten sein”, sagt ein Experte. Was auf den Inseln jetzt geschehen sollte:
So werden die Kanaren vom Klimawandel getroffen
Abel López ist Professor an der an der Universität La Laguna auf Teneriffa (ULL) und Experte für die Anpassung an den Klimawandel. “Der große Unterschied ist, dass es für die Inseln sehr schwierig ist, einen Dana dieses Ausmaßes zu erleben”, sagt López Inforcasa. Dennoch sei es dringend notwendig, die Inseln auf Ereignisse wie diese vorzubereiten.
Denn die extremen Wetterbedingungen im Osten Spaniens hätten mit “einem sehr warmen Meer” zu tun. Die Region liegt direkt an diesem “Reservoir und einer Feuchtigkeitsquelle”. Das wirkt auf solche Wetterereignisse wie Zunder auf Feuer.
Die Kanarischen Inseln liegen anders. Der Atlantik hat dort eine kalte Strömung. Somit sind “diese Prozesse begrenzter”. Und doch erlebten die Kanarischen Inseln solche Phänomene ebenfalls. Beispielsweise am 31. März vor 22 Jahren. Damals traf sehr kalte Luft in großer Höhe auf wärmeres Wasser. Die Folge: Extreme Unwetter über den Kanarischen Inseln.
“Wetterextreme werden häufiger” – auch auf den Kanaren
Für López werden solche Wetterbedingungen künftig häufiger vorkommen. “Und intensiver”. Denn das Meer vor den Kanarischen Inseln werde immer wärmer. In der Folge werde es mehr Überschwemmungen geben, sagt der Forscher.
Für López befinden sich die Kanarischen Inseln mitten im Übergang zwischen “gemäßigter und tropischer Zone”. Durch die Veränderung des Klimas werden Extrem-Wetterereignisse “häufiger und intensiver sein”, lautet die Warnung. “Wenn der Atlantische Kreisstrom (AMOC) zusammenbricht, werden unsere Gewässer wärmer und diese Art von Ereignissen wird zunehmen”, sagt der Forscher.
Das Problem der Kanaren-Städte
Zwar gibt es auf den Kanarischen Inseln keine Flüsse, die plötzlich über die Ufer treten können, doch viele Städte liegen unterhalb oder neben Barrancos. Kommt es also zu extremen Niederschlägen, sammelt sich in diesen trockenen Flussbetten binnen Minuten so viel Niederschlag, dass Sturzbäche und plötzliche Überschwemmungen in den bewohnten Gebieten darunter die Folge sind.
Für den Forscher bestehe die Aufgabe darin, die Städte umzuplanen und Lösungen für diese Art der Sturzbäche zu finden. Andernfalls seien Überschwemmungen, wie zuletzt auf dem Festland, nur eine Frage der Zeit.
Umplanungen wie diese seien zwar “ein weiter Weg”, doch politisch müsse die Arbeit dafür jetzt begonnen werden. Denn die Erinnerung an schmerzhafte Ereignisse wie zuletzt in Spanien halte über die Grenzen der Betroffenen Regionen hinaus meist nur kurz. Daher sollte der Fokus jetzt auf dieser Art der Städte-Umplanung gelegt und mit Maßnahmen begonnen werden, bevor sich auf den Kanaren unvorbereitet ähnliche Szenen abspielen werden, wie zuletzt in Valencia und Umgebung.
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