Wie schnell aus einer Vermutung eine Hexenjagd werden kann, hat ein Vorfall am Montag gezeigt: Ein Anwohner hatte in Garafiá auf La Palma eine Beobachtung gemeldet. Daraus entstand eine kaum zu kontrollierende Fahndung samt Aufrufen zur Selbstjustiz in sozialen Netzwerken – obwohl die Behörden die Person längst als Täter ausgeschlossen hatten. Entsprechend geht die Suche nach dem für die Waldbrände auf der Kanaren-Insel Verantwortlichen weiter. Und wieder gibt es einen Ansatz. Diesmal ist er sogar deutlich stichhaltiger.
Die Behörden haben aus dem Vorfall zu Beginn der Woche gelernt und halten nicht nur die Identität ihres Hauptverdächtigen geheim, sondern gehen auch zaghaft mit daran angelehnten Informationen um. Die Beschreibung fällt entsprechend oberflächlich aus. Derzeit verdächtigt wird ein Minderjähriger aus der Gemeinde, in der die Waldbrände ausgebrochen waren.
Vorgeworfen wird dem Hauptverdächtigen, dass er eine Pflanze in der Nähe der Farm seiner Familie verbrannt haben soll. Dabei sollen die Flammen außer Kontrolle geraten und auf die angrenzenden Wälder übergesprungen sein. Der Waldbrand hatte am Ende rund 1200 Hektar betroffen, von denen etwa 800 komplett verbrannten.
Gegen den “unter 16-Jährigen”, wie die Person grob umschrieben wurde, werde “wegen Rücksichtslosigkeit” ermittelt. Das teilte die Naturschutzeinheit der Guardia Civil, Seprona, mit. Die Erkenntnisse “werden in Kürze der zuständigen Justizbehörde vorgelegt”, hieß es in einer Erklärung.
Waldbrände auf La Palma: Aufrufe zur Selbstjustiz in sozialen Medien
Der Grund für die oberflächlichen Angaben zum Verdächtigen liegt in der Schnelllebigkeit der heutigen Zeit verankert. Am Montag hatte ein Anwohner berichtet, einen Mann mit schwarzen Shorts, rotem Hemd und Rucksack beobachtet zu haben, wie dieser verschiedene kleine Feuer gelegt habe.
Binnen kürzester Zeit hatte sich über soziale Netzwerke eine Art Hexenjagd ereignet. Es gab Aufrufe zur Selbstjustiz, zahlreiche Personen versuchten, der Polizei beim Aufspüren des Verdächtigen zu helfen. Doch die hatte die gesuchte Person längst gefunden und sicher ausgeschlossen, dass sie etwas mit den Waldbränden zu tun hatte.
Trotz der Mitteilung, dass die gesuchte Person unschuldig sei, suchten viele Anwohner weiter nach dem mutmaßlichen Täter. Die Sicherheit des Mannes – und aller, die der Beschreibung nah kamen – war zwischenzeitlich nicht mehr gewährleistet. Entsprechend vorsichtig bleiben die Behörden nun bei den Ermittlungen gegen den aktuellen Hauptverdächtigen.
Großes Lob für die Bekämpfer der Waldbrände auf La Palma
Das Feuer hatte sich insbesondere aufgrund der langen Trockenheit sowie wegen Hitze und starkes Windes so schnell ausbreiten können. Experten sprechen von einem Potenzial zwischen 10.000 und 15.000 Hektar. Aus diesem Grund sei der tatsächliche Schaden verhältnismäßig gering geblieben. Die Arbeit der Brandbekämpfer wurde als vorbildlich gelobt.
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Waldbrände auf La Palma: Minderjähriger unter Brandstifter-Verdacht
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