Von Oliver Huber
Vier Freunde, Henrik, Wayne, Rolf und ich, kraftstrotzende Jungs, kletterten oft nach der Schule in felsigen Überhängen und Klippen an Puerto de La Cruz’ Steilküste herum. Dem Zufall geschuldet, entdeckten wir in den Lavafelsen einige Wohnhöhlen der Guanchen, den Ureinwohnern Teneriffas. Und unser Fund war besonders.
In Plastiktüten abgefüllt, gaben wir die Knochenfunde stolz bei unserem Erdkunde-Lehrer der British Yeward School Tenerife ab. Den täglichen Schulweg brachten wir barfuß hinter uns. Durch den Taoro Park war es jedes Mal eines der schönsten Erlebnisse des Tages für mich.
Damals, vor 53 Jahren, beschloss unser sprunghafter und abenteuerlustige Vater, sich samt seiner fünf Kinder und der dritten Ehefrau nach Teneriffa abzusetzen. Wir Geschwister waren damals zwischen zwei und 14 Jahren alt, entsprechend flexibel und anpassungsfähig – wie Jugendliche es eben noch sind.
Kaum auf Teneriffa angekommen, ging es zurück
Wir hatten die Gabe, uns schon nach einem halben Jahr Sprach-Freunde, Heimatgefühl und Gepflogenheiten eigen zu machen. Es vergingen grade mal 500 Tage. Kaum Wurzeln geschlagen, eröffnete uns der Vater die für uns Kinder einschneidende Nachricht, aus ökonomischen Gründen wieder nach Deutschland zurückkehren zu müssen.
Es folgte für mich einer der schwersten Abschiede meines Lebens. Nicht nur die liebgewonnene Fremde, auch die Insel mit all ihrem Zauber hinter sich lassen zu müssen.
Wieder zurück im kalten Deutschland, empfanden wir diese Rücksiedlung wie eine Strafversetzung. Vielleicht war es die Mischung aus meiner jugendlichen Energie und dem Zauber des Eilands, das mich in einen zunehmenden Sehnsuchtstaumel nach dem verlorenen Paradies Teneriffa versetzte.
Teneriffa-Rückkehr nach 53 Jahren – diesmal für immer
Später, inzwischen war ich verheiratet und habe drei Kinder, kann ich mit meiner Familie auf unzählige Teneriffa-Urlaube zurückblicken. Doch schon beim Rückflug stellte sich das mir stets sehr bekannte Sehnsuchtsgefühl wieder ein.
Oft haben meine Frau und ich in den vergangenen 40 Jahren davon geträumt, auszuwandern. Doch unsere Lebensumstände sprachen stets dagegen. Aber das Leben meinte es schließlich gut mit uns und wir haben, nun für mich 53 Jahre später, den Traum auf der Insel zu leben, wahr gemacht.
Jetzt befinden wir uns mitten im Umzug. Im Gepäck befinden sich kistenweise Glücksgefühle eines lang ersehnten Traums. Und die Dankbarkeit, all das noch gemeinsam erleben zu dürfen.
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Kommentare zu:
Die Rückkehr auf meine Sehnsuchtsinsel Teneriffa
Hallo Auswanderer. Das ist ein sehr berührender Beitrag. Ich kann die Sehnsuchtsgefühle so sehr nachvollziehen. Teneriffa ist auch unsere Lieblingsinsel und wir sind glücklich, den Winter in Puerto de la Cruz für sechs Monate verbringen zu können. Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihren Traum noch lange in bester Gesundheit leben können. Vielleicht trifft man sich ja mal. Das wäre bestimmt interessant. Viele Grüße von Wolfram und Beate.
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