Der steigende Meeresspiegel setzt Teilen der Kanaren arg zu. Dort wird nun ein Wellen-Frühwarnsystem getestet. Teneriffa profitiert von dem Pilot-Projekt besonders. Doch die Erkenntnisse sind für ganz Europa wesentlich.
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Archivbild: CGPCanaria
Unwetter richten auf den Kanarischen Inseln immer wieder Zerstörung an. Besonders stark betroffen ist oft die Stadt Garachico im Norden Teneriffas.
Garachico wird regelmäßig überflutet. Die wunderschöne Stadt zieht bei Sonnenschein Tausende Touristen an. Bei Unwetter hingegen wird Garachico von Flutwellen heimgesucht. Damit ist die Stadt prädestiniert für die Erprobung eines europäischen Wellen-Frühwarnsystems.
Drei hochempfindliche Kameras und ein Strömungsmesser sind die Herzstücke des neuen Wellen-Warnsystems auf den Kanaren. 2,6 Millionen Euro lässt sich die EU das Programm kosten. Profiteur ist oberflächlich betrachtet der Norden Teneriffas. Doch die dort gesammelten Erkenntnisse, sind für ganz Europa ein Schatz.
Garachico ist bei Unwettern regelmäßig Sperrgebiet. Die hohen Wellen fluten die Küstenstraße bis hin zu teilen der Altstadt. So war klar, dass Teneriffa im Falle eines Zuschlags Garachico auswählen würde. Nachdem die EU Grünes Licht für das Projekt gegeben hatte, wurde im Januar die Arbeit aufgenommen.
Aus dem Archiv – Reisen-Wellen überfluten Nord-Küste von Teneriffa:
Wellen-Warnsystem sammelt Daten im Atlantik vor Teneriffa
Die Forschungsteams haben einen Strömunsgmesser direkt vor der Küste von Garachico aufgestellt und kalibriert. Das Gerät sammelt nun Daten über die Strömungsverhältnisse des Atlantiks vor der Kanaren-Insel.
Hinzu kommen mehrere Kameras. Sie dienen der Anpassung des Frühwarnsystems und zur Sammlung weiterer Daten. Damit sollen Überschwemmungen nicht nur dokumentiert, sondern künftig früher prognostiziert werden können.
Wellen-Daten aus Teneriffa gehen an elf Unternehmen
Der Strömungsmesser wurde bereits Anfang Januar vor Garachico installiert. Techniker des Unternehmens Elittoral verankerten dieses Messgerät in 40 Metern Tiefe vor der Vulkanküste im Norden Teneriffas:
Dieser Strömungsmesser sammelt Daten vor der Küste von Garachico im Norden Teneriffas. Foto: Cabildo
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Laura Comes Aguilar ist technische Koordinatorin des Projekts “Life Garachico”. Es besteht bereits seit 30 Jahren und ist Teil von rund 300 solcher Projekte in ganz Spanien. Sie dienen der Bekämpfung des Klimawandels. Die verschiedenen Regionen haben dabei unterschiedliche Fokusse. In Garachico geht es insbesondere um den steigenden Meeresspiegel.
Comes sagt, dass die neuen ozeanografischen Messgeräte den elf privaten Partnern des Teams ermöglichen werden, Daten über die Geschwindigkeiten und Richtungen der Strömungen und Wellen vor der Küste Teneriffas zu erhalten. Ziel sei es, Informationen über einige der größten Stürme zu sammeln.
Teneriffas Wellen-Warnsystem wird mit künstlicher Intelligenz angereichert
Um die Strömungs-Daten mit Wellenbildern anzureichern, wurden Anfang Februar die drei Kameras dem System hinzugefügt. Eine davon steht in Garachico selbst. Die zweite Kamera wurde in Puerto de la Cruz, der größten Gemeinde der Region, installiert. Das dritte Gerät steht in Praia da Vitória. Die Stadt liegt auf der Azoren-Insel Terceira.
Die Kameras arbeiten mit künstlicher Intelligenz. Während die bloßen Bilder die verschiedenen Arten von Überschwemmungen einfangen, soll die Software dabei helfen, die Merkmale verschiedener Wellenformationen und Arten von Überschwemmungen zu analysieren. Dadurch können bisher übersehene Erkenntnisse abgeleitet werden. Die Daten des Strömungsmessers können so in Beziehung zu den Geschehnissen an der Wasseroberfläche gesetzt werden.
“Arbeit in Garachico ist für ganz Europa wichtig”
Laura Comes erklärt, dass die Erkenntnisse weit über das hinausgehen werden, was auf den Kanaren von Bedeutung ist. Die Forschungsarbeiten sollen dabei helfen, ein Frühwarnsystem zu entwickeln, das “nicht nur auf die Inseln Makaronesiens, sondern auf alle Regionen Europas und der Welt, die von Überschwemmungen betroffen sind, angewendet werden kann”. Für Comes steht daher fest, dass “die Arbeit in Garachico für den europäischen Kontinent wichtig” sei.
Der stellvertretende Minister für ökologischen Wandel auf den Kanarischen Inseln, Miguel Ángel Pérez, sieht Warnsysteme wie das derzeit erprobte als besonders bedeutsam für Gemeinden wie Garachico an. Schließlich wurde die Stadt im Laufe der vergangenen Jahrzehnte immer wieder von Überflutungen heimgesucht.
Modell von Garachicos Küste macht Daten im Labor erlebbar
Insbesondere der Wellengang, der auf den Kanaren mit “mar de fondo” einen eigenen Begriff erhielt, sei bei starkem Wind an der Küste mitunter ein Problem. “Die Bevölkerung soll vorgewarnt werden und Maßnahmen ergreifen können, um die Auswirkungen der Wellen zu minimieren und und so schwerwiegende Folgen zu vermeiden”, sagt Pérez. Der Lauf der Geschichte habe an der Küste von Garachico und anderen Teilen Makaronesiens gezeigt, zu welchen Zerstörungen Unwetter in der Lage seien, sagte der Politiker weiter.
Neben dem Sammeln von Daten sollen auch Labortests Aufschluss über mögliche Zerstörungen geben. So nutzt die Universität von Kantabrien einen Wellenkanal. Darin wird die Küstenlinie von Garachico im Maßstab 1:25 nachgebaut. So kann in den kommenden Monaten durch die gesammelten Daten ganz genau erforscht werden, wie sich das Meer verhält und welche Schutzvorrichtungen geeignet sind.
EU zeigt sich mit Teneriffa als Test-Partner zufrieden
Das Projekt soll jedoch für alle Regionen mit ähnlichen Vorzeichen Ableitungen ermöglichen. Bisher ist die Europäische Kommission als Hauptfinanzier des Projekts mit Teneriffa zufrieden. Alle Fristen würden vorbildlich eingehalten, heißt es.
Das spricht für Teneriffa als Standort für weitere Tests. Denn die aktuellen Mess-Instrumente sollen zunächst nur bis April Daten sammeln. Eine Fortsetzung ist nach dem Sonderlob aus Brüssel nicht ausgeschlossen.
Juan Martín ist redaktioneller Mitarbeiter von Teneriffa News. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.
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