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Warum Sie eine Wellenwarnung auf den Kanaren ernst nehmen sollten


Immer wieder werden auf den Kanarischen Inseln Wellenwarnungen missachtet. Viele Menschen unterschätzen die Gefahr, wie das vorliegende Beispiel zeigt.

Von Johannes Bornewasser Lesedauer: 4 Minuten

Absperrungen, dreisprachige Warnungen, Flatterband: Alles Quatsch. Der Mitteleuropäer weiß was er tut und wo er entlang schreiten darf. Immer und überall. Das glaubt er zumindest. Wir haben uns bei höchster Wellenwarnung in Puerto de la Cruz auf Teneriffa umgesehen. Und wir sind verblüfft von der Ignoranz einiger Touristen. Die Fotos des Zwischenfalls sehen Sie hier.

Wellenwarnung auf den Kanaren missachtet – ein mahnendes Beispiel

Ein junges Pärchen aus Deutschland war so freundlich, uns unfreiwillig ein mahnendes Beispiel zu sein. Die Beiden wollten einen romantischen Spaziergang am Meer unternehmen. So romantisch es auf der Mole vor Puertos Parkplatz eben geht. Doch dann versperrt ihnen unverschämterweise ein Absperrgitter den Weg.

Dass dies nun völlig unpassend sei, beschließt der Protagonist binnen Sekunden und überredet seine Holde, den Spaziergang mit ihm einfach fortzusetzen. Sie stoppt zwar kurz, folgt ihrem Freund dann aber doch mehr oder weniger blind. Denn dass der Boden auf den folgenden Metern nass ist, sehen beide nicht – oder sie wollen es nicht sehen.

Showdown wenige Meter vor dem Abgrund

Das Paar setzt seinen Spaziergang unvermindert fort und erfreut sich schon wenige Meter nach dem Hindernis wieder ungestört am Rauschen und donnern der gegen die Wellenbrecher klatschenden Wassermassen.

Wie gefährlich die sein können, zeigt sich nur etwas weiter. Dort nämlich haben die Wellen die Stapel der drei mal drei Meter großen und viele Tonnen schweren Wellenbrecher einfach so aus der Verankerung gerissen und einen dutzende Quadratmeter großen Krater in den Untergrund gespült. Doch Grund zur Sorge besteht bei den Beiden noch immer nicht. Sie gehen einfach langsamer, um den romantischen Spaziergang noch etwas länger genießen zu können.


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Während die Angebetete für den Bruchteil einer Sekunde einen lebenserhaltenden Reflex zeigt, als sie einen zur Treppe angelegten Steinhaufen nutzen möchte, um von der Mole zurück auf festen Grund zu gelangen, übernimmt er wieder das Zepter. Der unerschrockene Entdecker möchte den Weg fortsetzen und überredet sie schließlich mit wenigen Worten, ihm weiter zu folgen.

Warten auf den perfekten Wellen-Schnappschuss

Zeitgleich warten wenige Meter weiter diverse Hobbyfotografen auf den perfekten Schnappschuss einer haushohen Welle. Das tun sie bereits den gesamten Vormittag, denn die Wellenwarnungen höchster Kategorie haben es in diesem Jahr in die Gespräche der Touristen geschafft. Für den Durchschnitts-Mitteleuropäer geht von den am Stein zerschellenden Wassermassen eine große Faszination aus. Und an dieser Stelle sei die Gischt ganz besonders fotogen, heißt es.

Während die Objektive in wenigen Sekunden endlich ihr spektakuläres Bild bekommen sollen, ahnt unser Paar noch immer rein gar nichts. Es setzt weiter stumpf einen Fuß vor den anderen – ganz langsam natürlich, um den Moment noch etwas länger auskosten zu können.

Und dann passiert es schließlich: Die perfekte Welle baut sich vor der Mole der Metropole im Norden Teneriffas auf und zerschellt mit einem beindruckend tiefen Grollen an der Mischbeton-Mauer. Links und rechts sind die Objektive auf die Welle gerichtet und die Fotoapparate klicken im Takt. Außer einem. Denn wir beobachten mit unserer “Knipse” weiter das junge Pärchen in der Ferne.

Und durch einen spitzen Aufschrei bekommen unsere Protagonisten plötzlich mehr Aufmerksamkeit als es ihnen lieb ist. Denn eher unfreiwillig werden durch das helle Geräusch alle Anwesenden auf den wohl peinlichsten Moment des Paares aufmerksam.

Während sich die Welle langsam über der Küste Puertos niederlegt, wird unser Paar von seinem eben erst eingenommenen Ehrenplatz verdrängt: Eine mehr als sechs Meter hohe Wassersäule hat die Beiden von der Mole gespült. Zu ihrem Glück landen sie durch die Wucht der Welle auf dem Parkplatz dahinter und nicht im Wasser. Das nämlich hätten beide nicht überlebt.

Doch möglicherweise ist der nun entstandene Schaden für die junge Frau noch viel schlimmer als das blanke Ableben: Denn neben ihrer Frisur sind nun auch die beiden wichtigsten Statussymbole einer jungen Deutschen zerstört worden: In ihrer vom Salzwasser zerstörten Ledertasche kann sie jetzt nämlich Fische züchten und der furchtlose Freund schuldet ihr wohl ein neues Smartphone.

Kraft der Riesenwellen wird immer wieder unterschätzt

Ob es unserem Pärchen eine Lehre war? Wir wissen es nicht! Zumindest aber verließen die Beiden ihre Bühne in unsere Richtung nicht nur peinlich berührt, sondern vor allem tief geschockt. Und auch uns und den anwesenden Fotografen war es einmal mehr eine Warnung, der Einschätzung der örtlichen Behörden noch mehr Vertrauen entgegenzubringen. Wer seit Jahrhunderten an den Küsten einer Atlantik-Insel lebt, erkennt Gefahren deutlich besser als es der Hobby-Eroberer jemals können wird.

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Paar ignoriert Wellenwarnung und gerät in Lebensgefahr

Disclaimer: Nein, es handelt sich bei diesem wahllos aus diversen unvorsichtigen Personen ausgewählten Pärchen nicht um uns bekannte Personen. Und nein, wir belustigen uns nicht stumpf am Schicksal anderer. Da mehrsprachige Warnungen auf in Alarmfarbe lackierten Barrieren mit Flatterband drumherum jedoch offenbar nur unzureichend helfen, haben wir uns zur Niederschrift dieser Beobachtung entschieden. Den Familien aller Wellenopfer möchten wir unsere tiefe Anteilnahme aussprechen. Jedes Jahr lassen dutzende Menschen ihr Leben in den immer wieder unterschätzten Wellen des Atlantiks. Und vielleicht helfen wir mit diesem Beitrag ja dabei, den einen oder anderen unvorsichtigen Touristen zu sensibilisieren.


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Johannes Bornewasser sw klein

Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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